NAFTA, das North American Free Trade Agreement wurde am 17.12.1992 unterzeichnet und trat zum 1.1.1994 in Kraft. Es handelt sich hierbei um eine Freihandelszone zwischen den USA, Kanada und Mexiko. Auch nach zehn Jahren gehen die Meinungen darüber, ob die NAFTA den Mexikanern mehr genutzt oder geschadet habe, noch immer weit auseinander, in die Vereinigten Staaten gehen derzeit mehr als vier Fünftel aller Exporte Mexikos. Ca. 1,5 Millionen Mexikaner pendeln täglich in die USA. Die größten Nafta Verlierer sind einer Untersuchung zufolge die mexikanischen Bauern. Die Landwirtschaft ist mit den US-Konzernen nicht konkurrenzfähig. 1,3 Millionen Arbeitsplätze in der Agrarwirtschaft gingen zwischen 1994 und 2002 verloren.
Sobald Mexiko sich den Billig-Importen aus dem Norden öffnete, gingen die Preise so tief in den Keller, dass die campesinos nicht mehr konkurrenzfähig waren. Mexikos Landwirte klagen vor allem darüber, dass ihre Konkurrenten in den USA massiv von der Regierung in Washington subventioniert werden. Im Gegensatz dazu fanden nur ca. 600 000 Mexikaner in den neu entstandenen Fabriken und hauptsächlich in der Exportindustrie Arbeit. Allerdings sind nach Informationen der mexikanischen Regierung allein in den letzten drei Jahren wieder 20 Prozent dieser Arbeitsplätze verloren gegangen.
- Nur wenige große Exportunternehmen kontrollieren den Außenhandel und sind vom Rest der einheimischen Ökonomie weitgehend abgekoppelt.
- Der Vertrag hat weitaus weniger Beschäftigungswirkung gehabt als vorausgesagt. In den ersten drei Jahren unter der Regierung Fox stieg die Arbeitslosigkeit sogar wieder an.
- In Pesos gemessen, sind die Löhne in Mexiko niedriger als vor dem NAFTA-Start.
- Die Preise der Güter des Grundwarenkorbes stiegen erheblich mehr als die den Landwirten für ihre Produtke gezahlten Preise. Produzenten von Basisprodukten wie Mais, Bohnen, Getreide, Reis und Fleisch litten am meisten unter der Handelsöffnung, einen Aufschwung erlebte dagegen die Gemüse-Agroindustrie.
- Es ist nicht zu der vorausgesagten Diversifizierung der Wirtschaft gekommen. Immer noch 45 Prozent der Exporterlöse stammen aus dem Maquilabereich.
- Die Migration in die USA wurde durch NAFTA in keinster Weise gestoppt.
- Das durchschnittliche mexikanische Wirtschaftswachstum in der NAFTA-Periode liegt bei gerade einmal ein Prozent und damit unter dem Wachstum vergleichbarer Abschnitte.
Die NAFTA Befürworter in Mexiko argumentierten, dass durch NAFTA ein größeres Wirtschaftswachstum und letztlich steigende Lebensstandards erreicht werden könnten. Auch versprachen sie sich, dass NAFTA zu wirtschaftliche und politische Reformen im eigenen Land führen würde, doch die Mehrheit der Bevölkerung hat offenbar wenig davon. Die Löhne der meisten Mexikaner sind, rechnet man die Inflation heraus, nicht gestiegen, sondern die Reallöhne sind heute geringer als 1994, bevor die NAFTA in Kraft trat.
Dennoch ist das Bruttoinlandsprodukt gewachsen wie nie zuvor, von jährlich 100 Milliarden auf über 200 Milliarden Dollar. Doch der Boom erwies sich als positiv vor allem für die grossen multinationalen Firmen. Mexikanische Kleinunternehmen kämpfen angesichts der übermächtigen, billigen Konkurrenz dagegen ums Überleben. Auch die Produktivität nahm unter dem Konkurrenzdruck nach der Marktöffnung zu. Gelockt von der Aussicht, im Niedriglohnland Mexiko produzieren und zollfrei in die USA und Kanada exportieren zu können, investierten immer mehr ausländische Geldgeber und viele ausländische Firmen errichteten neue Fabriken, so sind ca. 835 deutsche Unternehmen direkt und über Kapitalbeteiligungen präsent. Ein Problem der mexikanischen Wirtschaft ist nach wie vor die starke Abhängigkeit von ausländischen Unternehmen, ca. zwei Drittel der aus Mexiko exportierten Produkte werden von ausländischen Firmen hergestellt, doch Mexiko ist dauerhaft angewiesen auf den Zufluss ausländischen Kapitals und auf die Schaffung von Arbeitsplätzen durch ausländische Gesellschaften.
In Bedrängnis gerät inzwischen der mexikanische Arbeitsmarkt zunehmend aus Asien. So werden in China weitaus niedrigere Löhne gezahlt als in Mexiko und für höher bezahlte Arbeiten fehlt den mexikanischen Arbeitskräften jedoch die Ausbildung, da in den vergangenen Jahren das Bildungssystem und die Entwicklung einer eigenen Technologie vernachlässigt wurde. Rund 300 Lohnveredelungsbetriebe «Maquiladoras», vor allem aus dem Textil- und Schuhbereich, sind in den vergangenen drei Jahren nach China abgewandert. Nach Meinung von Experten müsste die mexikanische Regierung und Wirtschaft auf die „chinesische Bedrohung“ dringend besser reagieren. „Mexiko muss eine Reihe von Strukturreformen zu Ende bringen, was den Arbeitsmarkt, den Steuer- und den Energiebereich angeht – das würde seine Wettbewerbsposition verbessern“. Die Auto-Industrie, die etwa 15 Prozent zu Mexikos Bruttoinlandsprodukt beisteuert, ist laut Experten besonders gefährdet.