Die Welt der Maya war mehr als widersprüchlich, eine Verstrickung von Aberglauben und Wissenschaft zwischen Barbarei und zivilisatorischen Errungenschaften. Die klassische Mayakultur war in vieler Hinsicht die am weitesten entwickelte aller altamerikanischen Kulturen. Die Maya hatten eine politheistische Religion, deren Pantheon aus Göttern aller Arten, Alterstufen und Geschlechtern bestand. Den Kult dieser Götter vollzog eine zahlreiche Priesterschaft, die auch die Gestirne beobachtete und nach ihnen den Einklang mit dem Kalender herstellte.
Die Maya brachten Menschenopfer dar, praktizierten Rituale, trugen erbitterte Kämpfe untereinander aus, verfügten über eine komplexe Schrift, einen genauen Kalender und über detaillierte astronomische Kenntnisse.
Das Gebiet der Maya erstreckte sich über fast achthundert Kilometer und reichte von der Karibikküste der Halbinsel Yucatán im Norden bis zur Pazifikküste im Süden. Die Mayas hinterließen einen unumstößliche Beweise ihrer Größe, die Ruinen großartiger Zeremonialzentren im Dschungel mit emporragenden Pyramiden sowie herrliche Kunstwerke aus bearbeitetem Jadegestein.
Die Maya waren begnadete Künstler und brachten viele, noch heute wertvolle Objekte zustande. Die Mayastädte wurden nach astronomischen Gesichtspunkten und religiösen Zwecken um einen Mittelpunkt gebaut und wiesen zahlreiche Kultbauten, Paläste, Tempel und Ballspielplätze auf. Die verwendeten Materialien waren zumeist Jade, Stein, Holz, Keramik, Stuck und Muscheln. Die Bauwerke, Paläste ebenso wie Privathäuser reicherer Bürger, waren innen und außen reich verziert und mit leuchtenden Wandgemälden ausgestattet. Auf die Schönheit von Tür- und Fensterstürzen wurde dabei besonderer Wert gelegt. Ein Beispiel für die Genialität der Maya als Baumeister zeigt die Pyramide El Castillo in Chichén Itzá, die nach dem Lauf der Sonne ausgerichtet ist. Zwei Mal im Jahr, am 21. März und 21 September, pünktlich um 18 Uhr, zeichnet die untergehende Sonne ein riesiges gezacktes Band auf eine Treppe der Pyramide, das sich mit einem steinernen Schlangenkopf vereinigt. Jede ihrer vier Treppen hat 91 Stufen, alle zusammen 364 Stufen, und die letzte Stufe führt zum Hochaltar.
Die Zeitmessung war für die Maya ein ebenso faszinierendes wie wichtiges Problem und die Kalenderwissenschaft der Maya war unglaublich entwickelt, die auf Steinmonumenten und in Bilderhandschriften überlieferten astronomischen Berechnungen sind von höchster Genauigkeit. In der Tat führten sie 2 Kalender gleichzeitig, einen mit 20 Symbolen versehenen rituellen „Tzolkin-Kalenderrad“ mit 260 Tagen. Zu jedem Tzolkintag gehört ein Tagesname und eine Zahl zwischen 1 und 13. Die Nummern und Tagesnamen durchlaufen den Kalender ineinander verzahnt. Und den „Haab-Kalender“. Der Haab besteht aus 18 Monaten zu je 20 Tagen mit 360 Tagen und einem Rumpfmonat, dem letzteren wurden fünf Tage „Uayeb“ angehängt, um ihn mit dem Sonnenjahr in Einklang zu bringen und der als als unglücksbringend angesehen wurde. Während diesen 5 Tagen ruhte weitestgehensd das öffentliche Leben. Die Präzision verdankt der Kalender dem Talent der Maya für Mathematik und Astronomie.
Am erstaunlichsten sind die von den Maya angestellten Berechnungen über die Bewegung der Venus. Die Maya berechneten die Venusperiode auf 584 Tage, eine Angabe, die nur den Bruchteil eines Tages von den heutigen Berechnungen abweicht. Diese genauen Berechnungen wären nicht möglich gewesen ohne eine grundlegende Erkenntnis, nämlich die Einführung der Zahl „Null“. Aus den Venustabellen des Dresdener Codex ist ersichtlich, das die Maya den Venusumlauf in 4 Phasen unterteilten. 236 Tage war die Venus als Morgenstern zu sehen, dann folgten 90 Tage in denen sie unsichtbar blieb, bis sie dann als Abendstern erschien und so 250 Tage zu sehen war bevor sie wieder für 8 Tage verschwand.
Mögliche Ursachen des Niedergangs der Maya sind rätselhaft und über die möglichen Ursachen – Klimaschwankungen, Auslaugung der Böden, soziale Unruhen, Bürgerkriege – wird seit Jahrzehnten diskutiert. Wahrscheinlich ist die klassische Maya-Kultur an einer ausgedehnten Trockenperiode zu Grunde gegangen. Im 8. und 9. Jahrhundert hätten die Mayas oftmals nicht mehr genügend Wasser für ihre angestiegene Bevölkerung speichern können.