Der Stein von Cascajal ist so einzigartig, seine Fundgeschichte im Jahr 1999 so abenteuerlich, dass manche Experten zweifeln. Der Cascajal-Stein ist eine etwa DIN-A4-große Serpentinstein-Platte die aus einer Schottergrube beim Dorf Cascajal im Bundesstaat Veracruz stammt und der der olmekischen Kultur zugeschrieben wird.
Der 36 mal 21 Zentimeter große, 13 Zentimeter dicke und 12 Kilo schwere Block enthält einen Text aus 62 Zeichen (Glyphen) – 28 verschiedene -, von denen sich einige mehr als viermal wiederholen. Diese Häufigkeit und ihre Abfolge, so betonen die Forscher, weist eindeutig darauf hin, dass es sich um eine Art von Schrift handelt und deutet auf das wahrscheinliche Vorhandensein von Syntax hin. Einige Gruppierungen von Zeichen deuten darauf hin, dass der Text poetische Formeln enthalten könnte. Bislang hatte die Archäologie den Olmeken die Schriftkultur nicht zugetraut, schon allein die Tatsache, dass es sich um ein völlig neues System handele, das offensichtlich nicht verwandt mit anderen bekannten Schriften ist, zeigt die Bedeutung des Cascajal-Steins.
Die Steinplatte ist auf den Beginn des ersten Jahrtausends v. Chr. (um 900 v. Chr.) datiert und damit der älteste schriftliche Text Amerikas ist, 400 Jahre vor den bekannten Zeugnissen. Dies wären die ältesten bekannten Schriftzeichen des ganzen Kontinents.