US-Präsident Bush hat weltweit ein schlechtes Image, so auch in Mexiko. Anders als vor vier Jahren noch, nahmen die Mexikaner die Vereidigung von Bush zumeist gleichgültig auf. So fanden sich diesesmal, bei der Vereidigung von Bush zu seiner zweiten Amtszeit, vor der weiträumig und hermetisch abgeriegelten US-Botschaft in Mexiko-Stadt nur ein paar Dutzend Menschen ein, um gegen den US-Präsidenten und seine Politik zu protestieren.
Weder die Bevölkerung noch die Politiker des Landes glauben daran, dass der US-Präsident in seiner zweiten Amtszeit mehr auf Mexiko und Lateinamerika zugeht, so wie er es zu Beginn seines ersten Mandats dem mexikanischen Präsidenten Vicente Fox versprochen hatte.
George W. Bush bekennt sich zwar öffentlich zum Freihandel, aber nur, solange er ihm nutzt. Viele der bilateralen Handelsabkommen, die Bush in seiner ersten Amtszeit ausgemacht hat, sind gespickt mit sonderbaren Ausnahmen und Regeln, um die eigene Wirtschaft und Unternehmen (einige gehören zu Bushs Großspendern) zu schonen und zu schützen, was aber das Wirtschaftswachstum von Mexiko und den Lateinamerikanischen Ländern stark beinträchtigt.
Für die USA zählen im Nachbarschaftsverhältnis vor allem die Sicherheitsaspekte und sie werden die Annäherung an Mexiko und Lateinamerika nur suchen, wenn es in ihrem eigenen Interesse und Vorteil ist.
Dafür stößt in den USA derzeit der als »Migranten-Führer« betitelte und nur 31 Seiten starke Fibel im leicht anschaulichen Comic-Format, das zum Jahresende von der mexikanischen Regierung in einer Auflage von 1,5 Millionen Exemplaren kostenlos verteilt wurde, auf großen Unmut. Empfinden es doch einige Abgeordnete des US-Kongress, als unverblümte Aufforderung an arbeitslose Mexikaner, sich lieber einen Job im nahen Norden zu suchen und gegen die Einwanderungsgesetze der USA zu verstoßen.
Die Auswanderer sind Mexikos zweitgrößte Devisenquelle nach dem Erdölverkauf, im Jahr 2004 haben sie die Rekordsumme von ca. 20 Milliarden Dollar nach Hause überwiesen. Jährlich wandern geschätzt ca. 300 000 Mexikaner in die USA aus, davon ca. jeder zweite von ihnen illegal. Insgesamt leben ca. zwanzig Millionen Mexikaner im Nachbarland.